Regensburger Innitiative mit dem boden:ständig Preis 22 vom Staatsministerium ausgezeichnet
Mit innovativer Saattechnik Boden und Ortschaften schützen
Regensburg (RL). Am Montag wurde für das „gemeinsame Handeln für eine wasserspeichernde Landnutzung und Flurgestaltung des Team Kartoffelmulchsaat-Entwickler in den Landkreisen Regensburg und Straubing-Bogen“ im Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten der boden:ständig Preis 2022 verliehen. Zum ausgezeichneten Team gehören Landwirt Ludwig Lichtinger aus Petzkofen, Martina Prielmeier, boden:ständig Projekt-Koordinatorin vom Landschaftspflegeverband Regensburg e. V. sowie die Mitarbeiter der Ämter für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF), Ludwig Pernpeintner (Regensburg/Schwandorf) und Stephan Obermaier (Straubing-Bogen/Deggendorf).
Der Boden ist das wertvollste Gut und soll auf dem Acker bleiben. Mit dem Klimawandel haben aber Starkregenereignisse deutlich zugenommen. Ein Umstand, der besonders den Kartoffelbauern und den anliegenden Ortschaften zu schaffen macht, wenn sich mit dem Wasser auch der Schlamm in Haus und Hof ergießt. Im Rahmen der boden.ständig Initiative des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberpfalz (ALE) in der Gemeinde Aufhausen (in den Ortsteilen Hellkofen, Petzkofen und Niederhinkofen) suchte man nach Lösungen für diese Problematik. Mit der nahen Stärkefabrik in Sünching ist der besonders erosionsgefährdete Kartoffelbau im Gebiet sehr stark vertreten.
Schon zu Beginn der boden:ständig Initiative in der Gemeide Aufhausen offenbarte sich Lichtinger mit den Worten: „Wenn, dann probieren wir es gescheit“ als engagierter Landwirt. Anlass war die erste Feldbegehung im Rahmen von boden:ständig 2017. Man diskutierte, wie man auch im Kartoffelbau das Mulchsaatverfahren anwenden könne. Was bei Mais und Zuckerrüben bereits Standard ist, schien bei der Kartoffel bisher mit zu vielen Problemen behaftet. Braunfleckigkeit wird im Kartoffelbau oft durch den Mulch ausgelöst. Bei der Stärkekartoffel ist dies aber vernachlässigbar. Gerade der Kartoffelbau in den Dämmen, mit dem besonders lockeren Boden und dem im Frühjahr lange ohne ausreichende Pflanzendeckung bloßliegenden Erdreich, ist stark erosionsgefährdet. Bei der Mulchsaat legt man die neue Saat in Getreide-Stoppeln oder die Reste der Zwischenfrucht des Vorjahres. So geht der Boden bedeckt und durchwurzelt über den Winter. Er hält der Erosion besser stand und kann mehr Wasser aufnehmen. Alles erklärte Ziele der boden:ständig Initiative, in der auf verschiedenen Ebenen dem mit dem Problem von Wasser- und Schlammfluten in den Ortschaften entgegengewirkt werden soll.
Noch im gleichen Herbst ließ Lichtinger Taten folgen. Sieben verschiedene Zwischenfruchtmischungen hatte er auf seinem Kartoffelfeld auf die bereits im Herbst gezogenen Kartoffeldämme ausgesät. Fachexpertise für dieses geradezu revolutionäre Verfahren hat er sich in Niederbayern beim Betrieb von Thomas Koller geholt. Das AELF Regensburg beriet bei der Auswahl der Zwischenfrucht-Mischungen und stellte diese kostenlos zur Verfügung. Im Frühjahr werden die Kartoffeln dann in den abgestorbenen Mulch in die bestehenden Dämme gelegt. Dazu hat Lichtinger am Kartoffelleggerät extra Schneidscheiben vorgebaut.
Im Rahmen der boden:ständig Initiative wurde das Verfahren publik gemacht und es wurden Feldveranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Ämtern konzipiert und beworben. Seit 2018 ist auch das AELF Straubing Bogen mit seinem Wasserberater mit an Boot, da der Erosionsschutz im Kartoffelbau im ganzen Donau-Isar-Hügelland ein drängendes Problem darstellt.
Lichtinger hat seinen Stärkekartoffelbau ganz auf das System umgestellt und Nahchahmer gab es auch schon. Jährlich finden mittlerweile Feldbegehungen mit bis zu 80 interessierten Teilnehmern statt. Als zusätzlicher Demobetrieb des AELF Regensburg/Schwandorf ist die innovative Technik nunmehr vielen Landwirten zugänglich und es bleibt zu hoffen, dass sich das Verfahren in vielen Betreiben etabliert.
Bildunterschrift: Preisträger des Bodenstädnigpreises: Ludwig Lichtinger (Reihe 1), links und Stephan Obermaier (Reihe 1 rechts), Martina Prielmeier (Reihe 2, 2. V. li.) und Ludwig Pernpeintner (Reihe 2, 3. V. li.) mit Vertretern des Ministeriums und der Ämter für Ländliche Entwicklung
Fotonachweis: Landwirtschaftsministerium Bayern
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