Streuobstbestände sind wichtige Hotspots für den Artenerhalt – besonders für die Insekten und Vögel. Über 1.000 Arten sind abhängig von dieser besonderen Form der Obstkultur und deshalb ist jeder Streuobstbaum ein wertvolles Biotop, das es möglichst lange zu erhalten gilt. Um zur Sicherung dieser wertvollen Lebensräume beizutragen, wurde ergänzend zu der seit 2008 bestehenden Bayerischen Biodiversitäts-Strategie der Bayerische Streuobst-Pakt im Jahr 2021 geschlossen. Mit diesem wird angestrebt, Streuobstbestände durch eine fachkundige Pflege langfristig zu erhalten und neue Streuobstwiesen durch Pflanzungen anzulegen. Eine Extensivierung des Unterwuchses trägt weiterhin zur Steigerung des naturschutzfachlichen Werts bei.
Innerhalb des Juradistl-Projektgebietes leisten Streuobstbestände einen bedeutenden Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt. Im Rahmen des Projekts „Juradistl – Biologische Vielfalt im Oberpfälzer Jura“ hat der Landschaftspflegeverband Regensburg e.V. zusammen mit drei weiteren Landschaftspflegeverbänden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt nach dem Motto „Schützen durch Nützen“ umgesetzt. Aufgrund der hohen Wertigkeit der Streuobstbestände hat sich der Landschaftspflegeverband Regensburg e.V. zum Ziel gesetzt, den Erhalt der vorhandenen Streuobstbestände im Landkreis und im Stadtgebiet Regenburg zukünftig durch fachkundige Pflegeschnitte zu stärken und die Unternutzung der Wiesen zu extensivieren.
Dazu wird seit 2018 eine umfassende Strukturkartierung in der Stadt Regensburg und im Landkreis Regensburg durchgeführt, bei der über mehrere Jahre systematisch die Gemeindegebiete durch das beauftragte Büro landimpuls GmbH erfasst werden. Zur Lokalisierung potenzieller Streuobstbestände wird in einem ersten Schritt eine Luftbildauswertung des Gemeindegebiets vorgenommen. mittels bestimmter Parameter – wie Bestandsgröße oder Baumabstand – werden die am besten geeigneten Flächen ausgewählt. Es folgt eine Geländebegehung, bei welcher der Streuobstbestand vor Ort kartiert und bewertet wird. Relevante Faktoren sind dabei unter anderem das Alter der Bäume, die Bestandsgröße, die bisherige Pflege, das Vorhandensein von Höhlenbäumen, die Anbindung an umliegende Biotopverbundstrukturen sowie der Artenreichtum des Unterwuchses. Aus diesen Informationen werden Maßnahmenempfehlungen abgeleitet, um den Streuobstbestand zukünftig naturschutzfachlich aufzuwerten. Eine Einschätzung, wie hoch der Handlungsbedarf ist, gibt Auskunft über die Dringlichkeit eines Eingriffs in den aktuellen Bestand. Zudem erfolgt ein Abgleich hinsichtlich nahegelegener kartierter Biotope und der Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Förderprogrammen auf der Fläche.
Für jede Gemeinde, in der eine Strukturkartierung erfolgt, wurde ein Katalog angefertigt, der die einzelnen Streuobstbestände darstellt und beschreibt. Die Lage der Bestände kann anhand der zugehörigen Karten ausfindig gemacht werden. Auf Grundlage Diese Strukturkartierungen beginnt der Landschaftspflegeverband mit den Streuobstbeständen mit einer hohen Priorität. Er ermittelt die Eigentümer*innen und führt Beratungsgespräche für zukünftige Pflegemaßnahmen durch. Dabei unterstützt er interessierte Eigentümer*innen und Bewirtschafter*innen auch bei der Beantragung weiterführender Förderprogramme.
Da der Erhalt von Streuobstbäumen auch mit der Wertschöpfung aus dem geernteten Obst einhergehen kann, ergibt sich aus dem Projekt eine weitere Chance für die Eigentümer*innen und Bewirtschafter*innen der Streuobstbäume. Denn ein weiteres Ziel des Projektes ist es, das Obst zu verwerten und weitere Partner*innen zur Herstellung des Juradistl-Apfelsafts und der Juradistl-Apfelsaftschorle zu gewinnen.
Diese erprobte Vorgehensweise trägt wesentlich dazu bei, einen Gesamtüberblick der Streuobstbestände zu erhalten, unmittelbar mit der Maßnahmenumsetzung zu beginnen und ein Bewusstsein für die heimische Biodiversität in der Bevölkerung zu schaffen. Damit wird das Fortbestehen der Streuobstbestände als „Hotspots“ der Artenvielfalt im Landkreis und im Stadtgebiet Regensburg gesichert und ein beachtlicher Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt geleistet.
Heuer wurden die ersten Ergebnisse an 13 Kommunen aus dem Juradistl-Kerngebiet des Landkreises Regensburg überreicht. Es sind:
die Stadt Hemau, der Markt Kallmünz, der Markt Nittendorf, der Markt Laaber, die Gemeinde Brunn, die Gmeinde Deuerling, die Gemeinde Holzheim a. Forst, die Gemeinnde Dugggendorf, die Gemeinde Pettendorf, der Markt Beratzhausen, die Gemeinde Sinzing, die Gemeinde Wolfsegg und die Gemeinde Pielenhofen.
Insgesamt wurden über 8.000 Obstbäume auf einer Fläche von rund 760 Hektar erfasst
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