Landkreis Regensburg erfolgreich beim Oberpfälzer Wettbewerb der bunt blühenden Äcker

Ein Getreidefeld, in dem es bunt blüht ist ein echter Gewinn! Das konnte man bei der Preisverleihung zum Ackerwildkraut-Wettbewerb letzte Woche durch den Regierungsvizepräsident Walter Jonas und Dr. Annette Freibauer, Institutsleiterin der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sogar wörtlich nehmen. Den ersten Preis in der Kategorie konventionelle Bewirtschaftung holte Johann Plank aus Duggendorf. In seinem Acker kommen 54 verschiedene Arten vor, unter ihnen die seltene Acker-Haftdolde. Er freute sich über einen Gutschein für einen Aufenthalt im Biohotel im Wert von 300 €. Ebenso freuen konnte sich der erste Sieger in der Kategorie ökologischer Landbau Josef Hollweck (Lkr. Neumarkt). Beide Äcker werden im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) des Bayerischen Umweltministeriums gefördert. Weitere vier Landwirte aus dem Landkreis Regensburg wurden ebenfalls geehrt: Christian Dirigl, Eva Graf, Sonja Bleier, Charlotte Froschhammer, Evi Heigl.

alle Preisträger aus dem Landkreis Regensburg: Bund Naturschutz in Bayern,
von links, vordere Reihe: Bgm. Jürgen Huber, Christian Dirigl, Eva Graf, Sonja Bleier, Charlotte Froschhammer, Evi Heigl, Dr. Annette Freibauer
hintere Reihe: stellv. Landrat Willibald Hogger, Johann Plank, Behördenleiter Johannes Hebauer, Regierungsvizepräsident Walter Jonas, Martina Prielmeier LPV Regensburg

Infos

Insgesamt haben sich 35 Landwirte an dem Wettbewerb beteiligt, elf konventionell und 24 ökologisch wirtschaftende. Die Veranstalter sehen die gute Beteiligung als positives Signal, dass das Thema Ackerwildkräuter und ihre Bedeutung bei den Landwirten angekommen ist. Auch Äcker, die noch nicht über das Vertragsnaturschutzprogramm eine besondere Förderung erhalten, wurden gemeldet.

Beate Krettinger, Geschäftsführerin der Landschaftspflegeverbände Bayern und Marion Ruppaner, Agrarreferentin beim BUND Naturschutz Bayern hoben hervor, dass die Landwirte, die ihre Äcker hier noch extensiv bewirtschaften, wertvolle Dienstleistungen für die Biodiversität erbringen, und die Agrarförderung künftig immer stärker in Richtung gesellschaftlicher Leistungen umgebaut werden müsse. „Ackerwildkrautschutz funktioniert nur in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft“, betont Beate Krettinger. „Ohne eine faire Vergütung des zusätzlichen Arbeitsaufwands und des Ertragsausfalls geht es nicht“.

Der Wettbewerb findet mit Unterstützung durch die bayerischen Bio-Verbände statt. „Erstmals wird durch die Differenzierung in einen Bio-Preis die besondere Arbeitsweise der Bio-Betriebe berücksichtigt und es werden die spezifischen Leistungen der Bauern zur Förderung der Artenvielfalt auf dem Acker gezielt anerkannt und honoriert“, so Josef Wetzstein, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ Bayern).

„Das Institut für Agrarökologie der LfL engagiert sich in verschiedenen Projekten zur Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildkrautarten auf Ökobetrieben. Wir sehen es als unsere Aufgabe, diese Pflanzen zu schützen und vor dem Aussterben zu bewahren“, erläutert die Institutsleiterin Dr. Annette Freibauer.

Für Rückfragen

Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin, 0911/81878-21
marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Franziska Mayer, LfL, 08161/71-5821
Franziska.Mayer@lfl.bayern.de

Beate Krettinger, Bernd Blümlein, DVL, 0981/4653-3540
krettinger@lpv.de

Katharina Schertler, Bioland Fachberatung Naturschutz, 0821/34680-121
katharina.schertler@bioland.de

Bunte Äcker für die Vielfalt
Der Ackerwildkraut-Wettbewerb findet 2016 zum zweiten Mal in einem der bayerischen Regierungsbezirke statt, nachdem er 2014 in Unterfranken ausgetragen worden war. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt von Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), BUND Naturschutz (BN), Deutschem Verband für Landschaftspflege(DVL) und den bayerischen Ökolandbauverbänden. Die Regierung der Oberpfalz hat den Wettbewerb finanziell unterstützt.

Katharina Schertler, von der Bioland Fachberatung Naturschutz machte deutlich dass neben der schönen Blütenpracht solcher Äcker auch direkter Nutzen für die Landwirte entsteht. Viele Wildkräuter ziehen Schwebfliegen an, die schädliche Blattläuse fressen. Die ökologischen Zusammenhänge würden gerade erst erforscht. Der endgültige Verlust dieser „Unkräuter“ könnte das biologische Gleichgewicht enorm stören.

Bei der Preisverleihung würdigten Regierungsvizepräsident Walter Jonas und Dr. Annette Freibauer die besonderen Verdienste der teilnehmenden Landwirte, die durch ihr Engagement die immer blütenärmer werdende Agrarlandschaft bereichern.

Zur Preisverleihung gekommen waren auch der stellvertretende Regensburger Landrat Willibald Hogger und als Vertreter der Vorstandschaft des Landschaftspflegeverbandes Regensburg Bürgermeister Jürgen Huber. Beide zeigen sich beeindruckt von den artenreichen Äckern im Landkreis, von denen viele das Ergebnis der Beratung des Biodiversitätsprojekts Juradistl waren.

So war es dann auch stimmig, die Preisverleihung mit Juradistl-Lammbratwürsten und Schafskäse vom Biohof Koller, beides Produkte von Beweidungsprojekten des LPV Regensburg, kulinarisch zu beschließen.

Bunte Äcker für die Vielfalt

Weiterführende Informationen

Der BN hat gemeinsam mit dem Veranstaltern des Wettbewerbs eine Broschüre für Landwirte herausgegeben, wie Ackerwildkräuter gefördert werden können. Beleuchtet werden dort u.a. die Entstehung der Ackerwildkrautflora und ihre wichtige ökologische Funktionen. Die Broschüre bietet auch Tipps, die den Landwirten Mut machen sollen, auf einer kleinen Fläche einfach mal zu schauen, was wächst, wenn „nicht gespritzt wird“.

www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/ackerwildkraeuter

Die Teilnehmer des Wettbewerbs und die Ackerwildkräuter

Von den 35 Landwirten stammen zehn aus dem Landkreis Regensburg, acht aus Neumarkt, je fünf aus den Landkreisen Amberg-Sulzbach und Neustadt an der Waldnaab, vier aus Schwandorf, zwei aus Cham und einer aus dem Landkreis Tirschenreuth. Auf den 35 Äckern wurden insgesamt 215 verschiedene Pflanzenarten erfasst, 23 davon stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten.

Die Kriterien

Die Äcker wurden in den beiden Kategorien Ökologischer Landbau und Konventionelle Landwirtschaft getrennt bewertet. Als Kriterien wurden die aktuelle Artenzahl, das Vorkommen der Arten nur am Rand oder auch im Feldinneren, die Konkurrenzschwäche der vorkommenden Arten und ihr Gefährdungsstatus herangezogen und dass noch keine anderweitige Anerkennung und Förderung z. B. im Vertragsnaturschutzprogramm vorliegt.

Die Preisträger

Der erste Preis in der Kategorie Ökolandbau ging an Josef Hollweck aus Berching im Landkreis Neumarkt. Auf seinem Acker, der 2016 innerhalb seiner Fruchtfolge brach lag, wurden 75 verschiedene Ackerwildpflanzenarten, wie z. B. Sommer-Adonisröschen, Acker-Rittersporn, Frauenspiegel und Acker-Zahntrost nachgewiesen.

Den ersten Preis in der Kategorie konventionell wirtschaftende Betriebe erhielt Johann Plank aus Duggendorf im Landkreis Regensburg. Der Acker, auf dem Hafer wuchs, bot Platz für 54 verschiedene Arten, unter ihnen die Acker-Haftdolde.

Als ersten Preis erhielten die beiden je einen Gutschein für einen Aufenthalt im Biohotel im Wert von 300 €.

Beide Äcker werden im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) des Bayerischen Umweltministeriums gefördert.

Die beiden zweiten Preise, Gutscheine für einen Aufenthalt im Biohotel im Wert von 200 €, gingen an Gerold Hörl aus Auerbach (öko, VNP) und Klaus Gollwitzer aus Waldthurn (konventionell). Im Triticale von Gerold Hörl fanden sich unter anderem Acker-Steinsame, Acker-Wachtelweizen und Blauer Gauchheil. Dass Klaus Gollwitzer durch seine Bewirtschaftung doch 42 Arten, darunter Acker-Zahntrost und Einjähriger Knäuel, Raum lässt, verdient besondere Anerkennung, weil er dafür bisher keinerlei Förderung oder Entschädigung in Anspruch genommen hat.

Sechs dritte Preise, Gutscheine für Wellness in der Region von jeweils 50 €, gingen an Erwin Ehemann (Freystadt), Alfred Steindl (Hohenburg), Robert Friedrich (Königstein), Josef Swerbynka (Burglengenfeld), Georg Lehmeier (Parsberg-Hörmannsdorf) und Johannes Bleier (Duggendorf).

Die 15 Gewinner des vierten Preises erhielten jeweils ein Wildkräuter-Kochbuch und die sieben fünften Preise waren Wildkräuter-Bestimmungsbücher.