Sachstand boden:ständig in Sanding vorgestellt
Wasser und Boden soll in der Flur gehalten werden
Die Gemeinde Thalmassing hatte letzte Woche Dienstag zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Regensburg e. V. und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur boden:ständig Infoveranstaltung in das Gasthaus „Zum Sandinger“ in Obersanding geladen. Es wurde über den Sachstand boden:ständig informiert. Im Rahmen dieser Initiative sollen Schäden durch Abschwemmungen bei Starkregenereignissen gemindert werden.
Bürgermeister Raffael Parzefall begrüßte die interessierten Bürger und Landwirte und erinnerte daran, dass dies bereits die dritte Infoveranstaltung zum im Juni 2019 gestarteten Projekt sei. Schon als Gemeinderat hatte er boden:ständig unterstützt und er freue sich, dass man nunmehr über konkrete Maßnahmen berichten könne.
Projektkoordinatorin Martina Prielmeier vom Landschaftspflegeverband erläuterte zunächst nochmal die boden:stänig Idee. Die Landschaft müsse weg vom Abflussmodell, hin zum Puffer entwickelt werden. Gerade dort, wo Oberflächenabfluss aufgrund großer Hanglängen und abschüssiger Tallagen an Fahrt aufnähme, seien Begrünungen und reduzierte Bodenbearbeitung geboten. Auch die Gräben sollten breiter, flacher und mit mehr Bewuchs gestaltet sein, damit das Wasser bei Regen nicht schlagartig in der Ortschaft im Taltiefsten als hohe Welle ankomme, meist noch mit viel Schlamm, der ja die größten Schäden anrichte. Man müsse der zerstörerischen Kraft des Wassers vorbeugen, indem man verhindere, dass es zu “schießen“ beginne und Pufferbereiche schaffen, so Prielmeier.
An konkreten Maßnahmen stellte sie die Umplanung einer Ausgleichsmaßnahme der Gemeinde Obertraubling am Wasserfallgraben vor. In der Fläche sollen flache Kaskaden angelegt werden, über die der Abfluss gebremst und Boden zurückgehalten wird. Der Bauantrag würde gerade gestellt und auf die Gemeinde Thalmassing kämen lediglich die zusätzlichen Kosten im Vergleich zur ursprünglich geplanten Streuobstwiese zu.
Um eine gemeindeeigne Ausgleichsfläche handelt es sich beim Biotop unterhalb des Sandinger Sportplatzes. Über eine weiter oben gelegene Ausleitung aus dem Sandbach soll mehr Wasser in die Biotopfläche geleitet werden. Zusätzlich sollen die Ufer des Sandbachs abgeflacht werden. Für diese Maßnahme müsse jedoch ein Wasserrechtsantrag gestellt werden. Förden könne man den Bau erfreulicherweise über Mittel der Wasserwirtschaft.
Thomas Schwarz vom Büro landimpuls, der auch als Berater im Projekt tätig ist, stellte vor, woran darüber hinaus gearbeitet worden sei. Abflussberechnungen in verschiedenen Tallagen um die Ortschaft wurden in Auftrag gegeben. Basierend auf durchschnittlichen Regenmengen wurde festgestellt, wo die größten Wassermengen zusammenkommen und an welchen Stellen diese mit verhältnismäßig einfachen Mitteln zurückgehalten werden könnten. Schwarz erklärte dies anhand einer möglichen Erhöhung von Feldwegen, die Tallagen queren. Hier könne an manchen Stellen durch eine relativ moderate Anhebung von ca. einem Meter die erforderliche Menge an Wasser zurückgehalten werden. Dazu seien jedoch zum einen im geringen Umfang Flächenankäufe durch die Gemeinde notwendig, zum anderen müssten Entschädigungsvereinbarungen nach dem Vorbild von Wildschäden geschlossen werden, wenn die angebaute Kultur durch den Einstau Schaden nähme.
Prielmeier betonte, dass es sich bei der boden:ständig Konzeption nicht um einen klassischen Hochwasserschutz handele. Man versuche vielmehr die Probleme in der Ortschaft sehr gezielt am Entstehungsort in der Flur anzugehen. Wichtig sei dabei nicht nur die Menge an Wasser, sondern besonders der Rückhalt des Erdreichs, dem wichtigsten Kapital der Landwirtschaft.
Auf dieses Thema ging dann auch Ludwig Pernpeintner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ein. Die Böden um Sanding seien besonders erosionsanfällig und die hügelige Landschaft verschärfe das Problem. Vor dem Hintergrund des Klimawandels müsse man damit rechnen, dass sich die Erosion bis 2050 in dieser Gegend nochmals auf jährlich bis zu 50 Tonnen/Ha verdoppele. Daher appellierte Pernpeintner an die Landwirte, die Programme zum Bodenschutz zu nutzen. Besonders wichtig sei dabei der Zwischenfruchtbau, der die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens enorm verbessere. Das sei auch hinsichtlich der immer häufigeren Trockenphasen von Bedeutung. Weiter ging Pernpeintner auf Erosionsschutz- und Gewässerrandstreifen ein, zu denen er auch angesichts der Hang- und Abstandsauflagen von Spritzmitteln dringend riet. Erfreulich sei, dass wegen der Umstellung der Agrarförderung trotzdem viele Programme angeboten würden, jedoch erstmals mit nur einjähriger statt fünfjähriger Laufzeit. Das sei eine hervorragende Gelegenheit, die ein oder andere Maßnahme einmal auszuprobieren.Auch Bürgermeister Parzefall rief abschließend dazu auf, das Beratungsangebot anzunehmen und sich an den vorgestellten Maßnahmen zu beteiligen.
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